Die Wissenschaft hinter Breathwork

Wissenschaft hinter Breathwork (verbundene Atmung)

Wie Breathwork die CO2-Toleranz und das Nervensystem beeinflusst

Breathwork, insbesondere die Praxis der bewussten, verbundenen Atmung, erfreut sich immer grösserer Beliebtheit als Methode zur Förderung des geistigen und körperlichen Wohlbefindens. Aber was steckt wissenschaftlich gesehen hinter dieser Praxis? Wie genau kann bewusste, verbundene Atmung unseren Geist und Körper positiv beeinflussen? In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die wissenschaftlichen Grundlagen dieser speziellen Atemtechnik und zeigen auf, welche vielfältigen Vorteile sie für unsere Gesundheit bietet.

Was ist bewusste, verbundene Atmung?

Bewusste, verbundene Atmung (Conscious Connected Breathing) ist eine Atemtechnik, bei der die Ein- und Ausatmung ohne Pausen und Unterbrechungen fliessen. Diese Methode zielt darauf ab, sämtliche Atemräume anzusteuern, was zu einer vollständigen Belüftung der Lungen führt. Durch diese tiefe und rhythmische Atmung können verschiedene physiologische und psychologische Prozesse angeregt werden.

Mehr zu Breathwork findest du hier

Die Rolle der CO2-Toleranz

Ein zentraler Aspekt der bewussten verbundenen Atmung ist die gezielte Regulierung und Erweiterung des CO2-Toleranzfensters. Dieses Fenster beschreibt den Bereich, in dem der Körper in der Lage ist, CO2-Werte im Blut auszugleichen, ohne in Stress oder Dysregulation zu geraten. Weder zu wenig noch zu viel CO2 sind für den Körper optimal, da beides die Sauerstoffaufnahme und das Nervensystem beeinträchtigen kann. Wichtig ist dabei, dass dieses Toleranzfenster bei jedem Menschen individuell unterschiedlich ist - je nach Prägung, Gesundheitszustand, etc. Wir können diese Toleranz jedoch aktiv mit Atemarbeit beeinflussen und sowohl nach oben, als auch nach unten erweitern.

  • Nach unten erweitern mit bewusster, verbundener Atmung: Diese Atemtechnik hilft dabei, den Körper an niedrigere CO2-Werte zu gewöhnen. Durch das tiefe, rhythmische Atmen wird CO2 effizient abgegeben, während die Sauerstoffaufnahme gefördert wird. Dies kann besonders in stressigen Situationen hilfreich sein, da der Körper lernt, mit weniger CO2 stabil zu bleiben.

  • Nach oben erweitern mit Lufthunger-Techniken: Um den Umgang mit höheren CO2-Werten zu verbessern, können Atempausen, langsames Ausatmen oder bewusst erzeugter Lufthunger praktiziert werden. Diese Übungen trainieren den Körper darauf, mehr CO2 sicher zu tolerieren, was langfristig die Resilienz des Nervensystems stärkt.

  • Resilienz durch Sicherheit lernen: Wenn wir nun in einem sicheren Raum und unter professioneller Begleitung lernen, dass CO2-Gehalte ausserhalb unseres Toleranzfensters noch immer sicher sein können, kann unser System nach und nach mehr Resilienz entwickeln. Diese Erfahrungen vermitteln dem Nervensystem also, dass es auch bei ungewohnten oder herausfordernden CO2-Werten stabil bleiben kann, was langfristig zu mehr Stressbewältigung und Gelassenheit führt.

Warum ein weites CO2-Toleranzfenster wichtig ist

Ein ausgeglichenes und weites CO2-Toleranzfenster ermöglicht dem Nervensystem eine grössere Stabilität und Flexibilität. Es hilft dem Körper, sich besser an unterschiedliche Belastungen anzupassen, ohne dabei in Stress oder Dysregulation zu geraten. Das bewusste Training der CO2-Toleranz kann somit nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die emotionale Balance und die Widerstandskraft gegenüber Stress verbessern.

Die physiologischen Vorteile von bewusster, verbundener Atmung

Wie bewusste, verbundene Atmung die Biomechanik verbessert

Die biomechanische Atmung umfasst die Aktivierung des gesamten Atemsystems – von der Bauchatmung über das Zwerchfell bis zur Ausdehnung des Brustkorbs in alle Richtungen. Einschränkungen durch schlechte Haltung, Stress oder emotionale Blockaden können den gesamten Körper aus dem Gleichgewicht bringen. Bewusste, verbundene Atmung kann diese Blockaden lösen, verbessert die Sauerstoffverwertung, stabilisiert das Nervensystem und unterstützt die Beweglichkeit von Wirbelsäule und Zwerchfell. Ein freier Atemfluss in alle Atemräume fördert zudem eine gesunde Haltung und reduziert Verspannungen in Nacken, Schultern und Rücken.

Wie verbundene Atmung deine Biochemie beeinflusst

Durch die bewusste, verbundene Atmung sinkt der CO2-Gehalt im Blut, wodurch der Körper weniger Sauerstoff aufnehmen kann (Bohr-Effekt). Das hat zur Folge, dass die Sauerstoffnutzung in den Zellen optimiert wird. So kann diese Atemtechnik langfristig die Effizienz der Zellatmung verbessern.

Balance des autonomen Nervensystems

Bei Breathwork (bewusster, verbundener Atmung) wird dein Nervensystem umfassend aktiviert. Das geschieht, weil du in alle drei Dimensionen atmest: in den Bauch nach vorne, das Zwerchfell in die Breite und die Brust in die Höhe. Wenn du in den Bauch atmest, wird vor allem der dorsale Vagus aktiviert, was zur Entspannung und Beruhigung beiträgt. Das Atmen in das Zwerchfell stimuliert den ventralen Vagus und fördert das Sicherheitsempfinden sowie die emotionale Verarbeitung. Beim Atmen in die Brust wird der Sympathikus aktiviert, was zu einer erhöhten Wachsamkeit und Energie führt.

Stärkung des Immunsystems

Untersuchungen haben gezeigt, dass regelmässige Praxis der bewussten, verbundenen Atmung die Funktion deines Immunsystems stärken kann. Die bewusste Atmung fördert die Lymphdrainage und die Entgiftung des Körpers, was die Immunantwort verbessert und die Anfälligkeit für Krankheiten verringern kann.

Die psychologischen Vorteile von bewusster, verbundener Atmung

Reduktion von Stress und Angst

Bewusste, verbundene Atmung hat sich als wirksames Mittel zur Reduktion von Stress und Angstzuständen erwiesen. Die tiefe Atmung hilft langfristig gesehen, dein autonomes Nervensystem zu beruhigen, was zu einem Gefühl der Entspannung und Gelassenheit führt. Forschungen haben gezeigt, dass diese Atmungstechniken die Produktion von Endorphinen, den sogenannten "Glückshormonen", steigern können.

Verbesserte emotionale Regulation

Durch die bewusste, verbundene Atmung können emotionale Blockaden gelöst und unverarbeitete Emotionen integriert werden. Dies kann zu einer besseren emotionalen Stabilität und einer erhöhten Resilienz gegenüber stressigen Lebenssituationen führen.

Erhöhte Achtsamkeit und Präsenz

Bewusste, verbundene Atmung fördert deine Achtsamkeit und hilft dir, dich mit deinem Körper zu verbinden und im gegenwärtigen Moment zu sein. Durch die Konzentration auf den Atem können störende Gedanken gemildert und eine tiefere Verbindung zu dir selbst hergestellt werden. Dies kann besonders hilfreich sein, um deinen Geist zu klären, neue Perspektiven zu erkennen und die geistige Leistungsfähigkeit zu steigern.

Die wissenschaftlichen Erklärungen hinter den Vorteilen der bewussten, verbundenen Atmung

Die Vorteile der bewussten, verbundenen Atmung lassen sich durch verschiedene wissenschaftliche Theorien und Modelle erklären.

Eine Schlüsselrolle spielt hierbei das autonome Nervensystem, das durch die Atmung beeinflusst werden kann. Der Wechsel zwischen dem sympathischen (stressfördernden) und dem parasympathischen (entspannungsfördernden) Nervensystem kann durch gezielte Atemtechniken reguliert werden.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Wirkung auf dein Gehirn. Durch die tiefe Atmung wird dein präfrontaler Kortex, der für höhere kognitive Funktionen wie Entscheidungsfindung und soziale Interaktion verantwortlich ist, besser durchblutet. Dies kann die geistige Klarheit und Konzentration fördern.

Darüber hinaus zeigt die Forschung, dass bewusste Atmung die Hirnwellenmuster verändern kann, was zu einem Zustand tiefer Entspannung und innerer Ruhe führt. Diese Veränderungen in den Hirnwellen können therapeutische Effekte haben und helfen, mentale Zustände wie Angst und Depression zu lindern.

Kontrainikationen

Obwohl bewusste, verbundene Atmung viele Vorteile bietet, gibt es bestimmte Kontraindikationen, bei denen Vorsicht geboten ist. Personen mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen (physisch und psychisch) sollten vor der Teilnahme an Breathwork-Sitzungen ihren Arzt konsultieren. Schwangere Frauen sollten bis nach der Geburt mit Breathwork warten. Daher ist es wichtig, Breathwork unter Anleitung eines erfahrenen Facilitators durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Praxis sicher und effektiv ist.

Die genauen Kontraindikationen findest du hier

Fazit

Bewusste, verbundene Atmung als Schlüssel zu Resilienz und Balance

Die bewusste, verbundene Atmung ist weit mehr als eine Atemtechnik – sie ist ein kraftvolles Werkzeug, um das Nervensystem zu regulieren, Resilienz zu fördern und eine tiefere Verbindung zu Körper und Geist herzustellen. Indem sie das individuelle CO2-Toleranzfenster erweitert, schafft sie die Grundlage für mehr Stabilität und Flexibilität im Umgang mit physischen und emotionalen Herausforderungen.

Diese Praxis lehrt uns, unseren Atem bewusster wahrzunehmen und mit ihm zu arbeiten, anstatt gegen ihn. Sie zeigt, dass wir auch bei ungewohnten Atemmustern oder veränderten CO2-Werten sicher und geerdet bleiben können. In einem sicheren Raum und unter professioneller Begleitung kann die bewusste, verbundene Atmung uns helfen, Stress abzubauen, unsere inneren Ressourcen zu stärken und nachhaltige Gelassenheit zu entwickeln.

Wenn du regelmässig bewusst atmest, investierst du nicht nur in dein Wohlbefinden, sondern in eine stärkere Verbindung zu dir selbst und zu deiner Umwelt. Probiere es aus – dein Nervensystem wird es dir danken!

Zurück
Zurück

Mundpflaster: Was steckt hinter dem neuen Atmungstrend?

Weiter
Weiter

1:1 Atem-Coaching vs. Gruppen-Sessions